Land: Thailand

1.000 schrecklich langweilige Kilometer auf den vier- bis sechsspurigen Highways von Thailand haben wir abgespult. Albert, ein holländischer Radlerfreund der uns immer ein Stück voraus ist, schrieb aus Kuala Lumpur: „Ein neuer Rekord: 1.200 km von Bangkok nach Malaysia in sechs Tagen!“ Der spinnt, dachten wir. Wieso bürstet der so durchs Land? Unser Schnitt liegt nicht ganz so hoch; doch wir sind enttäuscht. Da fahren wir 400 km an der so gepriesenen Küste entlang, träumen davon, jeden Tag schwimmen zu gehen, Fisch zu essen, uns eine gemütliche Zeit zu machen … und dann fahren wir täglich 150 km auf dem Highway, haben so gut wie keinen Kontakt zu den Menschen – wie auch – und das Land selbst bleibt uns erschreckend fremd.

Unterhalb von Bangkok ist Thailand so schmal, dass es über viele Kilometer nur diese eine Straße gibt. Doch dann endlich können wir wieder abbiegen. Die Straße führt zwar nicht, wie in der Karte gekennzeichnet, direkt am Meer entlang, sondern durch dichtes Grün ein paar Meter weiter im Land, aber sie windet sich klein und überschaubar hügelig durch die Landschaft. Zum Schluss gibt es sogar noch ein kleines Stück Sandpiste. Großartig! Vertraute Ursprünglichkeit!

Fast den ganzen Tag regnet es, wir tropfen von uns hin und doch wird es einer unserer schönsten Tage in Thailand.
In einem winzig kleinen Ort finden wir ein Zimmer. Alles ist gut, nur die Essensversorgung ist in Gefahr – die Bürgersteige sind kurz nach 19 Uhr bereits hochgeklappt und die Lichter aus.
Bei einer Tankstelle entdecke ich noch eine beleuchtete „Garage“ voller Töpfe und mit Händen und Füßen erkläre ich der Hausfrau unseren großen Hunger. Ich kann sie überreden ihren Herd noch einmal in Gang zu bringen. Ein Tisch mit einer zerbrochenen Asbestplatte wird ran geholt, zwei alte Stühle dazu gestellt und kurz danach stehen zwei dampfende Teller Reis auf dem Tisch. Einer verschwindet mit seinem Moped und kehrt mit einer kleinen Schale „hot spicy“ Paste zurück, ein halber kalter Fisch wird hinzu gezaubert – wir wundern uns jetzt doch etwas – doch es schmeckt großartig. Nach kurzer Zeit sind alle Schüsseln leer. Als wir bezahlen wollen und die freundliche Frau sich verweigert, auch nur ein Stück Geld von uns zu nehmen verstehen wir endlich: Es war kein Restaurant. Wir sind quasi in das Wohnzimmer einer Familie eingedrungen. Puh. Beschämt schleichen wir davon. Wahrscheinlich haben wir die ganze morgige Tagesration der Familie verschlungen …
Beim nächsten Mal wollen wir es besser machen, doch wir sind wieder zu spät, finden nur noch ein Kleinstrestaurant das offen hat. Die Küche ist bereits wieder kalt und auch jetzt wird wieder gezaubert. Als wir mit dicken Bäuchen bereits aufbrechen wollen, kommt die Fischersfrau von um der Ecke und bringt einen großen Teller fangfrischer Garnelen. Mit großem Hallo, viel „thailändischem Whisky“ und unter den wachen Augen der Fischer selbst  wird emsig geköchelt. Die thailändische Küche ist einfach großartig; die Menschen erst recht. Thailand ist vielleicht doch ein schönes Land.

Jetzt wollen wir noch ein Stück an der Westküste entlang und Mitte Januar nach Malaysia.

Die Fotos von Thailand Teil 1 sind jetzt online.