Sie stecken mir Geld, Schokoriegel und Mandarinen ins Trikot. Manchmal schieben sie mich ein Stück, verwöhnen mich mit bezaubernden Komplimenten und min. jeder zweite erklärt, dass er schon immer davon geträumt hat, genau so etwas zu machen: Einmal mit dem Rad um die Welt. Ein Land der Träumer? Mir ist noch nie ein kolumbianischer Reiseradler begegnet. Der letzte Pass vor Medellin hat´s noch einmal so richtig in sich. 45 km ist er lang und mit einer durchschnittlichen Steigung von 7 % einfach nur mühsam. Die gesamten Radsportler von Medellin arbeiten sich an ihm ab. Es ist eine eindeutige Männerdomäne und eine Frau, die in dieses Reich eindringt, feiern sie nur zu gern.
Kolumbien meint es gut mit uns, vom ersten Meter an. Empfängt uns mit einer 50 km langen Abfahrt und das Rad rollt und rollt und rollt. Endlich wieder!
Die Landschaft auf den ersten 400 km ist eine tägliche Überraschung. Die ruppigen, rauen Berge wandeln sich in eine trockene Savanne, dazwischen grüne, saftige Täler, dann hügelt es weiter, bis wir kurz vor Cali eine 300 km lange Ebene erreichen. Zuckerrohrplantagen, soweit das Auge reicht, dann wieder Berge, feucht-tropfender Dschungel, bis irgendwann die Karibik auftaucht.
Die Räder fliegen nur so dahin und wir geben uns inzwischen ein max. Limit von 130 km vor, um nicht so durch´s Land zu pflügen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man zum Frühstück schon 70 km auf dem Tacho hat. Doch auch an diese Situation gewöhnen wir uns schnell.
Wir stoppen für frische Erdbeeren mit Sahne, halten für gefüllte Kartoffeln mit Avocadoceme, für die leckersten Fruchtshakes dieser Welt, schlemmen uns in der Panaderia durch das bunte Tortenbuffet, gönnen uns sogar mal einen Mittagsschlaf, stellen die Räder beizeiten in die Ecke und freuen uns, wenn sich am Morgen ein gewaltiges Gewitter über uns entlädt, der Regen auf´s Zeltdach trommelt und wir zwei Stunden länger liegen bleiben dürfen.
Am ersten Abend fragen wir an einem einsam stehenden Haus, ob wir die freie Holzhütte beziehen dürfen, werden sofort in´s Haus eingeladen. Am zweiten Abend das Gleiche, als wir unsere Zelte auf der einzigen ebenen Fläche neben der Straße aufstellen wollen. Und kaum stehen sie, kommen die Kids mit ihren Schulheften angelaufen, lesen uns jedes einzelne englische Wort vor, das sie bisher gelernt haben. Mich hat die 4jährige Gina erobert. Ein afro-kolumbianisches Energiebündel und sie klettert den ganzen Abend auf mir herum, macht mit mir Kunststücke und wir lachen und lachen und lachen. Und so wie diese Kinder, so begegnet uns das ganze Land. Neugierig, offen, unvoreingenommen und lachend.
Keine 10 km fährt man im Umkreis von Städten allein. Autofahrer stoppen und versorgen uns mit eiskalten Getränken, Moped- und Rennradfahrer begleiten uns, haben hunderte von Fragen
Vielleicht liegt´s ja an der Salsamusik, die uns immerzu und von überall entgegenschallt und das ganze Land irgendwie in Schwingung zu halten scheint, vielleicht liegt´s an der Sonne, der Nähe zur Karibik, keine Ahnung. Italien mag eine radbegeisterte Nation sein; Kolumbien ist radsportverrückt.
Zugegeben, die Militärpräsenz ist enorm. Jede Brücke, jeder neuralgische Punkt wird überwacht, aber sie ist nie bedrückend.
1.250 km haben wir uns hier in 2,5 Wochen erfahren. Ein spannendes, ganz wunderbares Land; ein Land im Wandel!
Und nach 9 erlebnisreichen Wochen trennen sich hier die Wege von Leen und mir. Leen setzt seinen Weg weiter in den Norden von Kolumbien fort und ich wähle den direkten Weg nach Panama. Morgen werde ich mich auf die wohl einwöchige Schiffspassage begeben (einen Weg über Land gibt es nach wie vor nicht) und in Panama mir 2 Wochen Urlaub gönnen. Es war eine wirklich großartige Zeit und ich werde nicht nur den morgendlichen Weckruf: „Senorita, het is tijd om op te staan“ vermissen. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege später wieder. Danke Leen!
Die Bilder zu Kolumbien sind online.
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Es ist nun über 7,5 Monate her, dass wir (zwei total jungfräuliche Radler aus dem Schwarzwald) dich im Niemandsland (Cataviña) getroffen haben (auf ein lecker Tecate).
Hier sitzen wir nun, in Quito 11.111km weiter und lesen immer wieder gerne deine Reiseberichte. Sie sind auf jeden Fall ein Schatz! Immer wieder gleichen wir ab was du gesehen hast und was wir gesehen haben. Alles immer in die andere Richtung gesehen, allerdings. Wir hoffen du bist sicher in Berlin gelandet und hast dich wieder gut eingenistet. Übrigens finden wir dein Kolibribild welches du auf der Baja geschossen hast so genial!!! Das Bild von der Frau und dem Radio in Panama ist auch fantastisch, wir schauen immer wieder in deine ganz besonderen Galerien rein. Dein Blog ist nach wie vor ein großer Schatz. Wie gesagt :-)
Den Helm haben wir seit Cataviña immer konsequent aufgezogen. Sandra hat ihn leider auch schon gebraucht. So weit lief aber auch alles sehr perfekt. Fast schon wieder zu glatt. Trotzdem so eine Reise ist etwas ganz besonderes. Viele Grüße aus Ecuador. Die doppelt so langsamen Rad-Toreros.
Sebastian und Sandra
Es ist nun über 7,5 Monate her dass wir (zwei total jungfräuliche Radler aus dem Schwarzwald) dich im Niemandsland (Cataviña) getroffen haben (auf ein lecker Tecate).
Hier sitzen wir nun, in Quito 11.111km weiter und lesen immer wieder gerne deine Reiseberichte. Sie sind auf jeden Fall ein Schatz! Immer wieder gleichen wir ab was du gesehen hast und was wir gesehen haben. Alles immer in die andere Richtung gesehen, allerdings. Wir hoffen du bist sicher in Berlin gelandet und hast dich wieder gut eingenistet. Übrigens finden wir dein Kolibribild welches du auf der Baja geschossen hast so genial!!! Das Bild von der Frau und dem Radio in Panama ist auch fantastisch, wir schauen immer wieder in deine ganz besonderen Galerien rein. Dein Blog ist nach wie vor ein großer Schatz. Wie gesagt :-)
Den Helm haben wir seit Cataviña immer konsequent aufgezogen. Sandra hat ihn leider auch schon gebraucht. So weit lief aber auch alles sehr perfekt. Fast schon wieder zu glatt. Trotzdem so eine Reise ist etwas ganz besonderes. Viele Grüße aus Ecuador. Die doppelt so langsamen Rad-toreros <3
Sebastian und Sandra
heut möcht ich dir auch mal ein paar Zeilen schreiben. wie immer war ich der erste für den Aufbau am Brandenburger Tor und er kam diesmal überhaupt nicht. <Keine Mütze, keine Sonnenbrille falsch auf und kein " wie bitte"
es hat gefehlt und doch war er und auch du für uns sehr präsent, es ist wie es ist und es soll sein wie es ist....
ich hoffe du hast etwa für dich gefunden...
thomas
danke für den tollen Bericht und die - wie immer bezaubernden Bilder, die uns dem trüben und nasskalten Alltag in Deutschland kurz entfliehen lassen.
Wir wünschen dir für die Weiterreise viel Glück und weiterhin viele magische Momente und Erlebnisse. Jetzt genieße aber erstmal deinen wohlverdienten Urlaub!!!
Liebe Grüße aus der Heimat von Steffi und jerome
hab mich schon länger nicht gemeldet - aber Deine Berichte und die Fotos die ganze Zeit mit verfolgt.
Es freut mich das es Dir gut geht und dass du Deine Reise so genießen kannst.
Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub...
Liebe Grüße
Franky
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