Dushanbe – Der Usbekische Grenzbeamte gab sich nicht mit einem unserer Fotos aus seinem Heimatland zufrieden, nein, er wollte alle sehen. Mit einem schwer zu deutenden Grinsen klickte er sich durch meinen Fotoapparat und genoss die Demütigung in Zeitlupe. Bettinas Wäsche wurde parallel von einer Dame durchwühlt. Eine halbe Stunde später schmiss uns ein überdrehter, herumschreiender Tadschike die abgestempelten Pässe beinah vor die Füße. Was ist so schön an ein bisschen Macht, dass sie so demonstriert werden muss? Hierarchien sind alles und werden mit Begeisterung zelebriert.
Wir sind in Dushanbe gelandet (700.000 EW, 800 Meter hoch), die als die Schönste unter den Central-Asiatischen Hauptstädten gilt. Wir können es bestätigen. Die monumentalen Avenues werden von langen, schattenspendenden Baumreihen geschmückt, große Parks, neoklassische Gebäude in Pastelltönen und das Pamir-Gebirge im Hintergrund begeistern uns. Wir können kaum glauben, dass hier bis vor rund 10 Jahren ein dramatischer Bürgerkrieg tobte, der seinen Ursprung in der Auflösung der Sowjetunion hatte. Für uns ist es wohltuend mal wieder in einer „normalen“ lebendigen Stadt zu sein und nicht in den doch manchmal etwas kulissenhaft wirkenden Touristenzentren Buchara und Samarkand.
Das gewaltige Pamir-Gebirge ist ohne Frage das prägende Highlight in Tadschikistan, einem Land, das im Laufe der Geschichte immer wieder von geostrategischen Konflikten vor allem zwischen den USA, Russland und China gebeutelt wurde, vielfach auch als „The Great Game“ bezeichnet.
Unser „Great Game“ beginnt am Sonntag, dann starten wir endlich auf die rund 1200 km lange Hochgebirgsstraße des Pamir Highway (vielfach ohne Asphalt), zu großen Teilen direkt entlang der Grenze zu Afghanistan.
Das Visa für Tadschikistan und das Permit für die Regionen um den Highway haben wir endlich zusammen und damit den leichten Lagerkoller aus Samarkand überwunden. Die Express-Sendung (50$, offiziell 3-4 Tage) von Teheran nach Samarkand (rund 1800 km) flog über Dubai-Paris-Köln-Frankfurt nach Tashkent, wo wir sie nach 6 Tagen per Taxi (300 km ein Weg aus Samarkand) abholten. Fast schon wieder für Begeisterung sorgte dann noch ein unsäglicher Mix aus Kompliziertheit, Hilflosigkeit und Arroganz bei der Organisation des Permits für den Highway hier in Dushanbe.
Inzwischen haben wir die Spielregeln zwangsläufig verstanden. Wir können planen was wir wollen, es wird in den meisten Fällen auch funktionieren. Nur eins ist völlig klar, es klappt immer garantiert auf einem anderen Weg als gedacht und dauert definitiv länger.
Ab jetzt hat es aber ein Ende mit den Formalien und gesundheitsbedingten Breaks und das Radfahren steht wieder im Mittelpunkt. Die Hitze ist uns übrigens immer noch treu, es ist brutal heiß und das einfach jeden Tag. Gestern und heute stieg das Thermometer erneut auf über 40 Grad, wir hoffen auf die Höhe. Spätestens ab Montag bewegen wir uns nur noch zwischen 2000 und 4500 Höhenmetern.
Ganz erstaunlich hat sich übrigens in diesem Zusammenhang unsere Beziehung zu den amerikanischen Brausen „Cola“ und „Fanta“ entwickelt. Zuhause in Berlin eher kaum registrierte Getränke, sind wir hier zu echten Fanatikern geworden. Es ist nicht in Worte zu kleiden, was für eine Befriedigung eine eiskalte Cola oder Fanta für permanent extrem ausgedörrte Radfahrer darstellt. Nahrung und Flüssigkeit zugleich!
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Auch wenn die Kinder momentan mein Full-Time-Job sind, bin ich jetzt endlich auf dem laufenden!
Während ihr durch den Iran geradelt seid, ist am 29.06.2011 meine zweite Tochter geboren! Sie heißt Nele und wird laufen und sprechen können, wenn ihr am Ende eurer Reise wieder heimatlichen Boden betretet. Maja ist stolz, eine große Schwester zu sein und wird bei eurer Rückkehr das Radfahren gelernt haben und hoffentlich auch schon eine begeisterte Skaterin sein!
Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Berichte! Bleibt gesund, passt gut auf euch auf und habt noch viel Spaß bei diesem ereignisreichen Abenteuer!
Bis bald!
immer lächeln und nicken oder ein paar extra Dollar em Reisepass so kommt man in diesen Ländern immer weiter :-)
Wünsche Euch für die nächsten Tage in der Höhe frische Luft und angenehmere Temperaturen.
Grüße Mario und Sabi
Ich wünsch Euch weiterhin alles Gute, eine gesunde und pannefreie Weiterfahrt .... und gucke jeden Tag nach einem neuen Bericht
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