13.12.2011
Land: Laos Laos
KM: 15.238

Seit gut 20 km springen die Räder über die großen Flusskiesel und wir werden mächtig durchgeschüttelt. Arme, Rücken, Schultern – alles tut weh, unsere Küche ist aus den Fugen geraten und die Rosinen sind in der gesamten Tasche verstreut. Die sogenannte „Bundesstraße Nr. 7“ hat sich von einer Asphaltstraße in eine moderate und jetzt in eine bucklige Holperpiste gewandelt. Müde erreichen wir nach 100 anstrengenden Pistenkilometern den kleinen Ort. Ein paar Bambushütten, sonst nichts. Wir fragen trotzdem nach einer Übernachtungsmöglichkeit und dürfen unser Lager mitten im Ort in einer offenen Scheune aufschlagen. Die Dorfjugend kommt und beobachtet genau unser Tun, doch recht schnell wenden sie sich wieder ihrem Alltag, der ganz offensichtlich viel interessanter ist, zu. Ein Generator wird angeworfen und nach kurzer Zeit versammelt sich das gesamte Dorf zum gemeinsamen Fernsehabend. Wir sind so müde, dass wir unter dem gleichmäßigen getucker des Generators, der direkt neben uns steht, kurz nach 20 Uhr einschlafen.
Am nächsten Tag ist die Piste nicht besser. Nachdem wir innerhalb von einer Stunde 5 Mal unsere Räder mühsam durch Flüsse schieben müssen beschließen wir, auf die einzig durchgängige Asphaltstraße des Landes, die Straße Nr. 13, zurückzukehren. Diese ist zwar relativ langweilig und führt bei weitem nicht so durch die ursprüngliche Bergwelt, aber wir kommen so nicht voran und brauchen zu viel Kraft und Zeit.

Für die Laoten ist inzwischen der Winter eingekehrt. Dick vermummt ziehen sie ihre Wollmützen tief ins Gesicht und schütteln frierend über unsere nackten Beine den Kopf. Wir fühlen uns bei rd. 25 Grad recht wohl, wenn nur der Wind nicht wäre. Seit Tagen stürmt und bläst er uns böig um die Ohren, wie immer aus der falschen Richtung.

Von der 13 machen wir noch einen Abstecher auf das Bolaven-Plateau. Hier wird in 1.200 m Höhe vor allem Kaffee angebaut. Überall liegen die weißen und roten Bohnen zum Trocknen aus und in den Restaurants wir herrlicher, tiefschwarzer cremiger Kaffee Lao angeboten. Aber nicht nur Kaffee wird hier angebaut. In den kleinen Dörfern fernab der Hauptstraße begegnen uns immer wieder vor allem Frauen, die sich aus Bananenblättern dicke Joints drehen. Zu unserer Überraschung sitzen selbst die Mönche im Tempel in illustrer Runde in einem Nebenraum zusammen und rauchen … keine Zigaretten.

Das Bolaven-Plateau erreicht man aus nördlicher Richtung mühsam über eine staubige Piste. Immer wieder werden wir durch die Autos in dicke rote Staubwolken gehüllt und können für Momente nichts sehen. Müde und dreckig sitzen wir in einem Dorf am Straßenrand, halten kurz inne und beobachten das Dorfleben.
Ein Auto kommt angerast. Ein Hund rennt auf die Straße. Ein dumpfer Schlag. Das Auto fährt weiter, der Hund bleibt tot liegen. Zwei Jungs laufen hinzu und ziehen ihn mit bewegungsloser Miene an den Hinterläufen in ihr Gehöft. Niemand ist traurig, es gibt wohl eher ein fettes Abendessen …

Über 1.400 km haben wir das Land von Nord nach Süd in knapp 3 Wochen durchfahren. Für uns ist Laos ein wunderbares Reiseland, sehr anstrengend, wegen der vielen Berge; doch unglaublich freundliche Menschen, die zwar neugierig aber dabei nicht aufdringlich sind, eine großartige Landschaft, tolles einfaches Essen zu sehr niedrigen Preisen und ein großes Angebot an Gästehäusern und anderen unkomplizierten Übernachtungsmöglichkeiten machen vieles wett. Ende der Woche werden wir nach Kambodscha weiterreisen.

Die Bilder von Laos Teil 2 sind online.



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Kommentare

Mario, 16-12-11 10:11:
Hallo Bettina,
wie bereitet man sich den in so fernem Lande auf Weihnachten vor. Oder gibt es so etwas dort nicht? Wünsche Euch weiter guten Asphalt unter den Rädern.

LG Mario&Sabi
Ansgar, 15-12-11 00:19:
Schön! :-))
Anne, 13-12-11 13:26:
... und laßt doch den Mönchen diese kleine wirre Freude - müssen doch sonst auf soooo viele schöne Sachen verzichten... mit Bananenblätterschwips hält sich das sicher leichter aus!
Janina, 13-12-11 11:55:
als hätten Euch gestern Abend die Ohren geklingelt .... wie immer, toller Bericht, starke Fotos und "Hut ab" vor den Leistungen: ich finde es fängt schon weit VOR 18% Steigung an wehzutun, und daß auch ohne Gepäck!! Alles Gute und weiterhin Gute Fahrt! Liebe Grüße!
Ola, 13-12-11 11:30:
Gerade gestern habe ich mit Robby gequatscht und wir haben schon ein bisschen gemeckert, dass Ihr Euch nicht meldet :-). Danke für die schöne Überraschung! Passt auf Euch auf und bitte vorsichtig auf den Gefällen ;-)!!!! Viele liebe Grüße in die Ferne!
Anne mitJakob, 13-12-11 11:04:
Die Ananas auf dem Gepäckträger schaut gut aus! Und ich mag das Bild mit Jan-Oles nassen Füßen... und ich will lieber gar nicht wissen, was genau die "Straßenverkäuferin" da verkauft! ;o) Viel Spaß und gute Fahrt weiterhin!
Franzi, 13-12-11 10:52:
Nachdem mich nun mehrere Leute schon nach euren Befinden erkundigt haben und ich bisher nichts sagen konnte, nun endlich Neuigkeiten! Schön dass es euch gut geht! Auch in Deutschland will der Winter noch nicht so richtig.....
Mona und Lutz, 13-12-11 10:20:
Na Hallo ! ENDLICH ! Aber das sehnsüchtige Warten hat sich, wie immer, gelohnt ! Wieder ein schöner bericht mit eindrucksvollen Bildern ! Danke ! Bitte beim nächsten mal ein kurzer hinweis auf Jan Ole`s Zigarettenkonsum. Ich denke er wird irgendwann gegen Null gehen (es sei denn Ihr habt Euch auch etwas von den Bananenblätterdingern andrehen lassen ;-) ). Passt auf Euch auf !

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