Buchara - Ein kleines Kamel weißt uns den Weg. Es kennzeichnet den Verlauf einer der sagenhaftesten Straßen der Welt. Da es in Turkmenistan keine und in Usbekistan wenig Straßenbeschilderung gibt, sind wir froh, das uns das kleine Kamel zumindest als Icon in unserer Landkarte weiter hilft.
Die Seidenstraße ist ein Netz von Karawanenstraßen, die Mittelmeer und Ostasien verbindet. Auf ihr gelangten nicht nur Kaufleute, Gelehrte und Armeen, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen von Ost nach West und umgekehrt. Heute hat die Seidenstraße einen eher romantischen, abenteuerlichen Stellenwert und zieht eine wachsende Zahl von Touristen in ihren Bann.
Wir haben die 800 km von Mashhad/Iran, durch Turkmenistan (5 Tage Transitvisum!), bis Buchara/Usbekistan wie geplant in 7 Tagen geschafft und damit auch den heißesten und sandigsten Part unserer Reise. Das Ergebnis ist, Bettina liegt ausgelaugt mit Magenproblemen im Bett und meine Beine befinden sich im Rad-Streik. Hitze und permanenter Gegenwind haben viel Kraft gekostet. Wir haben ein nettes Zimmer in einem B&B gefunden und können nachts unter freiem Sternenhimmel auf dem Dach schlafen. Beschweren wollen wir uns also nicht.
Die letzte Woche war ohne Frage ereignisreich. Zunächst begleitete uns der allgegenwärtige Personenkult um den 2006 verstorbenen Turkmenischen Staats- und Regierungschef Saparmyrat Nyyazow (Türkmenbasy, Führer der Turkmenen) in Form von unzähligen, vielfach fragwürdigen Denkmälern und Abbildungen durchs ganze Land. Neben den Wüsten fiel vor allem der monumentale Städtebau auf, bei viel zu wenig Menschen und Autos.
Im politisch ähnlich umstrittenen Usbekistan wurde es dann vielseitiger. Kinder jubelten, überall Baumwollfelder mit intensiver Bewässerung, lebendige Straßendörfer, hohe Luftfeuchtigkeit und unzählige Eselskarren. Mit Khiva, Buchara und Samarkand sind die Traumstädte der Seidenstraße und ganz Central Asiens in Usbekistan beheimatet. Die faszinierenden blauen und sandfarbenen Kuppeln der gewaltigen historischen Gebäude Bucharas waren bei der Anfahrt für uns schon von weitem zu sehen. Auch wenn wir nicht für Kulturtourismus berühmt sind, stehen wir sprachlos vor den Relikten großer vergangener Epochen.
Wie geht es nun weiter? Wir haben aktuell so ziemlich die Nase voll von endlosen flachen geradeaus Etappen mit viel Hitze und Sand. Die rund 1500 km bis ins Chinesische Kashgar können wir entweder flacher durch Usbekistan und Kirgistan rollen (wie ursprünglich geplant), oder wir fahren den „Pamir Highway“ durch Tadschikistan, einer der weltweit legendärsten Hochgebirgsstrecken für Reiseradler. Dabei geht es alleine fünfmal über Pässe zwischen 4200 und 4600 Höhenmetern, aber auch durch atemberaubende Berglandschaften mit kühlerer Luft. Natürlich lockt die Herausforderung und wir kämpfen gerade um die entsprechenden Visa und Permits.
Bis es soweit ist, werden wir uns in Buchara erholen und dann dem kleinen Kamel auf flacher Strecke und rund 280 km nach Samarkand folgen, einem weiteren Highlight der Seidenstraße. Wenn unser Bergtraum klappt, geht’s für uns dann weiter nach Dushanbe/Tadschikistan, während sich das zähe Karawanentier in unserer Landkarte Richtung Taschkent bewegt.
zurück
Liebe Grüße aus Berlin,
Stephan und Anja
hier in Berlin haben wir typisches Herbstwetter. Es ist zu kalt und zu feucht. Zwischen Arbeit, Sport und Lerneinheiten (Vorbereitung für meine Prüfungen)erfreue ich mich immer über Eure tollen Reiseberichte.
Lasst es Euch gut gehen.
mit "neidischen" Grüßen
Alex
Kommentar hinzufügen