Bunt sind die Menschen, bunt die Häuser. San Telmo ist das "Kreuzberg" von Buenos Aires und ich bin ihm sofort verfallen. Cafés, Galerien, szenische Klamottenläden und natürlich Tangoschulen reihen sich aneinander. Auf offener Straße wird getanzt, verdienen sich Studenten mit professionellen Showeinlagen ihr Geld, Jazzbands am Abend und immer und überall dezente Tangomusik. Buenos Aires ist die Geburtsstadt des Tangos.
Der Fußball ist mindestens genauso präsent. Am Abend spielt der legendäre und ehemalige Club von Maradona, Boca Jun./Argentinien vs. Fluminense/Brasilien. Auf dem Schwarzmarkt erstehe ich zum doppelten Preis eine Karte und bange, ob sie denn auch echt ist. 60.000 Argentinier, fast ausschließlich Männer, die gern und oft ihr T-Shirt ausziehen und ihre gut genährten Körper zur Schau stellen, lassen ihren Emotionen freien Lauf. Schweißtropfen fliegen mir um die Ohren. Die Tribüne schwankt beängstigend. 90 Minuten geben sie sich bei einem hochspannenden Spiel, das nicht nur Pablo neben mir die Haare raufen und verzweifeln lässt, inbrünstig ihren Gesängen hin und - verlieren. Und trotz der Niederlage, es war ein entscheidendes Spiel, feiern sie ihren Club frenetisch.
Am nächsten Tag werden die Schlagzeilen durch den Club San Lorenzo geprägt. Mit einer Großdemonstration legen tausende Fans die Innenstadt lahm. Das Stadion des Vereins wurde 1983 (!!!!) verkauft und noch immer ist keine Lösung gefunden. Eine tatsächlich völlig fußballverrückte Nation.
Buenos Aires ist mit rd. 4 Mill. Einwohnern vergleichbar mit Berlin und doch macht es einen deutlich entspannteren Eindruck, die Menschen sind trotz ihres bekannten Temperaments gelassener. Der andere Umgang mit Kindern fällt auf, der zugegebenermaßen meine Nerven schon einige Male strapaziert hat. Auf schreiende, vor Wut auf dem Boden strampelnde Kinder wird sanft eingeredet. Keine entnervten Blicke, jeder erträgt es, bis irgendwann wieder Ruhe einkehrt.
Berühmte Persönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Pablo Neruda oder Antoine de Saint Exupery wurden in Buenos Aires geboren bzw. haben hier gelebt.
Über die alte U-Bahn von 1913, ein Phänomen, dass sich quietschend und schaukelnd vorwärts bewegt, wird ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs abgedeckt (wieder zu erfreulich niedrigen Preisen, rd. 40 Cent pro Fahrt), der Rest über ein weitläufiges Bussystem. Der Innenstadtverkehr wird über verschiedene, zum Teil sehr teure Permitzonen reguliert und so scheint die Stadt nicht im Autoverkehr zu ersticken.
Die Stadt nimmt mich gefangen, lädt ein zum Bleiben. Sie hat den Swing, das gewisse Etwas und aus den geplanten drei werden vier Tage und von mir aus könnten es noch mehr werden. Macht man sich auf den Weg, ist man in Buenos Aires nicht lang allein. Die Pampa lockt nicht gerade zum Aufbrechen.
Mit der 3-stündigen Sightseeingtour für 15 € mit dem Touri-Bus bekommt man einen ziemlich umfassenden Überblick; das Kunstmuseums Malba mit Bildern von Frida Kahlo ist sehenswert, die bunten und von den verschiedenen Einwanderern stark geprägten Stadtteile San Telmo und La Boca ein Muss, der Abend in einer Tangoschule faszinierend und der Friedhof Recoleta, auf dem die wichtigsten Persönlichkeiten des Landes ruhen, allemal einen Besuch wert.
Die Bilder zu Buenos Aires/Argentinien Teil 1 sind online.
zurück
Bin ich doch nach dem lesen des Berichtes wie sonst auf den Link gegangen und - keine Bilder zum gucken:-( -aber die bildreichen Erzählungen von Bettina lassen auch ohne Bilder ein schönen Kopfkinofilm entstehen:-)
Schön, dass es Euch gut geht - Keddy&Franky wünschen Euch viel Spass
schön von Dir, von Euch zu lesen. Ich wünsche Euch alles Gute und viel Kraft für den nächsten Kontinent. Liebe Grüße aus Hamburg
Ich "radel" in Gedanken immer mit und freu mich jedesmal über die tollen Fotos und Berichte.
(liebe Bettina, toll, dass du so mutig immer weiter machst und dich auch von schlechten Tagen nicht unterkriegen läßt!!)
Liebe Grüße und gute Weiterfahrt ihr zwei!
Marie
Alles Liebe
Saskia
Kommentar hinzufügen