11.09.2011
Land: China China
KM: 12.976 (davon 2.902 per Bus/Taxi)

Xining/Qinghai - Die Rezeptionsdame im angeblich ausverkauften Hotel in der staubigen Wüstenstadt Pishan bittet uns zu warten. Nach 140 km windigen, sandigen und eintönigen Kilometern hoffen wir auf ein erholsames Zimmer. Keine 5 Min. später steht die Polizei vor uns und verlangt die Pässe. Schließlich werden wir zu einem anderen Hotel mit auffällig hoher Polizeipräsenz geleitet und der Polizist verschwindet samt Pässe, um diese zu prüfen bzw. zu kopieren. Wie so oft in den letzten Tagen sind wir mit unserem Latein am Ende. Fast niemand spricht Englisch, die Beschilderung besteht ausschließlich aus Chinesischen Schriftzeichen, viele Regeln sind uns ein Rätsel und von Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft keine Spur. Das es dann doch positive Überraschungen gibt, bewies der junge Polizist, der eine halbe Stunde später wieder auftauchte, uns die Pässe übergab und uns später in seinem Privatwagen stolz zum besten Restaurant der Stadt chauffierte. Die Provinz Xinjiang ist Uigurenland, eine unruhige und raue Region, in der Ausländer nicht sonderlich willkommen sind. Wir haben mittlerweile begriffen, dass meistens nur ein Hotel pro Stadt Ausländer aufnehmen darf.

Team Berlin/SanFrancisco
Die letzten neun Tage waren wahrlich eine wilde Rallye durch halb China. 3000 km auf dem Highway 315 von Kashgar/Xinjiang nach Xining/Qinghai, südlich entlang der Taklamkan, der zweitgrößten Wüste der Erde. Die ersten 600 km per Rad (fünf Tage), dann wie geplant 2400 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln (vier Tage). Da es keine durchgehenden Busse gibt, mussten wir fünf Mal umsteigen und nutzten vom Pick-up bis zum „Night-Sleeper-Bus“ beinah alles was motorisiert ist und mehr als zwei Räder hat. Mühsam schlugen wir uns mit Busfahrern, Bahnhofschaffnern und Taxifahrern herum, die keine Lust auf Räder hatten. Zudem waren wir wieder zu viert unterwegs. Net und Hake aus San Francisco (die mit der Gitarre auf dem Rad!) haben wir unterwegs wieder aufgegabelt, eine sehr unterhaltsame Runde. Wir schliefen in Busstationen, Hotels und einmal sogar, geschützt von Wind und Sand, in einer Betonröhre unter dem Highway.

Clowns with money
Immer wieder irritierten uns die vielfach unfreundlichen, uninteressierten und unglaublich lauten Menschen. Respektlos bauen sie sich in großen Gruppen vor uns auf, gaffen, lachen, fassen alles an, ohne eine Begrüßung oder Verabschiedung. Der Begriff „Clowns with money“ hat sich als „Running-Gag“ gebildet und spiegelt unser zeitweiliges Gefühl wieder. Beim Geldverdienen sind sie dann wieder recht rege. Wir hoffen, dass sich dies in anderen Regionen wieder ändert.

Das „Nichts“ der Wüste
Das Erlebnis Wüste ist eindrucksvoll, auch wenn wir nie Freunde werden und die Berge vorziehen. Die „Leere“ ist im wahrsten Sinne des Wortes schon extrem. Die ersten Tage waren wir regelrecht geschockt bis frustriert. Den ganzen Tag gibt’s fast nichts, an dem Augen und Gedanken verweilen könnten, nicht mal Motive zum Fotografieren fallen auf. Schritt für Schritt fanden wir aber Frieden mit der Situation und wir schärften unseren Wüstenblick, bemerkten den ständigen Wandel und auch die interessanten Seiten. Ob Afrikanische Savanne, Mongolisches Grasland, karge Mondlandschaften oder riesige Sahara-Dünen, es lassen sich etliche Vergleiche ziehen. Einen Sandsturm konnten wir glücklicherweise aus dem geschützten Auto erleben. Das Thermometer wanderte in all den Tagen zum Glück selten über die 30 Grad Grenze.

Spannendes China
Trotzdem ist China ein faszinierendes Land. Die stetig wachsende Bedeutung in der Welt im Hinterkopf, bewegen wir uns mit neugierigem Blick durch die sich wandelnden Regionen. Es gibt unendlich viel zu beobachten und die Dimensionen sind in Allem gewaltig. Vereinfachend ist für uns, dass die Lebenshaltungskosten extrem billig sind. In unserer persönlichen Statistik wird China den Iran als unser bisher günstigstes Reiseland ablösen.

Ab jetzt geht’s gen Süden
Nachdem wir uns bisher im Wesentlichen von West nach Ost bewegt haben, geht es nun nur noch in südliche Richtung. Nächste Woche stehen schon wieder Pässe nahe der 5000 Höhenmetergrenze an, entlang dem Tibetischen Plateaus durch Qinghai, Sichuan und Yunnan, bis nach Laos. Außerdem haben wir für den 26. Februar 2012 einen Flug von Bali/Indonesien, nach Buenos Aires/Argentinien gebucht. Die Zukunft will geplant sein, auch auf dem Rad!

Bilder zu China/Xinjing gibts unter "Fotos"



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Kommentare

Rainer, 13-09-11 22:40:
Hallo Frau Ittner,

von Kollegen auf Ihre Tour und die Website aufmerksam gemacht, schaue ich Ihnen regelmäßig „über die Schulter“.
Nicht nur, dass ich vor der Fahrradtour – als Wochenend-Schönwetter-Radfahrer den
Hut ziehe. Dann dabei auch noch die tolle Website mit den wirklich hervorragenden Fotos immer aktuell zu halten – Klasse !

Ich wünsche Ihnen beiden weiter gute Fahrt

Herzliche Grüße aus Dresden

Rainer Leu
Anne mitJakob, 13-09-11 11:54:
Mann, seht ihr fit und durchtrainiert aus! WAHNSINN! (ok, Alex wirkt auch a weng ausgemergelt, aber das chinesische Essen und die leckeren Bagel werdens jetzt schon richten, oder? ;o))
Mein Favorit ist diesmal der Schlafplatz unter dem Highway - schaut urig aus...
Unser Schwabenleben hier ist auch ganz spannend - jedenfalls komm ich nicht arg viel zum Schlafen - Jakob sei dank! Aber auch ich lebe zur Zeit in irgendeiner Art Zwischenwelt und harre gespannt der Dinge, die in meiner Windel- (statt Wüsten-) landschaft jeden Tag neu auf mich warten!
Liebe Grüße, ich freu mich schon auf die nächsten News (auch ich bin so ein Täglichhierreinguckerundgespanntwarter)
Lutz (W.), 13-09-11 08:17:
Moin, moin Ihr Beiden, vielen Dank für Eure - wie immer - unglaublich fazinierenden Berichte und Bilder. Einfach nur spannend und schön immer mal wieder regelmäßig Neuigkeiten zu erfahren, das beruhigt den Hunger nach "will ich auch selbst mal machen" ;-)

Viele liebe Grüße aus dem bürgerlichen Leben, aus Hamburg :-)

Sandra, Lea und Lutz
Tim, 12-09-11 15:39:
Hallo ihr beiden, hhhmmm, dass hört sich nach anfänglicher Euphorie für China, ja erst Mal ein wenig ernüchternd an. Wüste-Gastfeindlichkeit-no english spoken, um nur einiges zu nennen. Dennoch Kopf hoch und durch!!! Es wird auch wieder besser werden. So viel ich weiß werden die Menschen in Südostasien auch immer gastfreundlicher, offener und auch englischkundiger. Toi, toi, toi aus Hannover
Mario, 12-09-11 10:37:
Immer schön Kopf hoch und durch es wird mit sicherheit besser werden. Warte schon auf Euren nächsten Bericht.

Grüße Mario
Lutz @ Mona, 12-09-11 07:39:
Hallo Ihre Beiden, "Endlich" ... jeden Tag geschaut und heute wieder mit einem tollen Bericht und Super Bildern belohnt worden, die Spannung auf das, was da noch kommen kann/wird ist immer riesig, es ist nie langweilig ! Viele Grüße auch von Mona, die kann gerade nicht Lesen da sie auf einem Dreimaster in den Sturmausläufern auf der Ostsee rumdümpelt ...
Lutz (GC), 11-09-11 22:22:
Habe auch schon wieder, voller Spannung, auf einen neuen Bericht eurerseits gewartet.Wie immer abenteuerlich was ihr erleben "dürft".
Stefans Chemnitzer Bergfreunde sind übrigens jetzt mit ihm vereint, am Basiscamp zum Trishul (Indien). Er selbst ist bester Stimmung. Seid herzlichst gegrüßt und weiter gutes Gelingen
Janina, 11-09-11 20:55:
einfach nur toitoitoi .... und bitte weiter fleißig Berichte schreiben: bin süchtig :-)

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