28.02.2012
Land: Indonesien Indonesien
KM: 21.957

… woher auch immer dieses geflügelte Wort stammt, Indonesien wäre sicher eine Option dafür. Über 100 Vulkane gibt es allein auf Sumatra, eine Vielzahl davon ist aktiv. Streng werden sie überwacht. Der Zustand ändert sich plötzlich und Wege, die heute noch begehbar waren, sind morgen gesperrt.
Das Gebiet um den „Gunung Bromo“ auf Java gilt als relativ sicher und zählt zu den attraktivsten von Indonesien.

Der Versuch ist groß, den mit 2.392 Metern hoch aufragendem Vulkan mit dem Rad zu erklimmen. Doch die Nachricht von unserem Radlerfreund Albert aus Holland klärt die Frage ohne Umschweife. Er hat 10 Stunden für die 28 km lange Anfahrt benötigt und war danach 3 Tage krank.
So stehe ich in wieder einmal am Busbahnhof und warte, dass sich der Minibus füllt. Nach 2 Stunden bin ich mit 2 Indonesiern immer noch allein und die Chance auf den Sonnenuntergang ist dahin. Bei 15 will der Fahrer los. Die Rettung kommt mit Lucas aus Tschechien. Der Fahrpreis wird erheblich angehoben und der Bus setzt sich endlich in Bewegung. Lucas hat das gleiche Ziel und so teilen wir uns spontan ein Zimmer und haben die Mehrkosten der Fahrt wieder wettgemacht. Im winzigen Restaurant in Cemoro Lawang gesellt sich bei „Nasi Goreng“, dem amtlichen Essen der Indonesier, noch Olivier aus Frankreich dazu; wohltuend unkomplizierte „Glücksbekanntschaften“, die mir einen schönen Tag schenken werden.

3 Uhr brechen wir auf. Wir wollen den Sonnenaufgang über dem „Tengger Bromo“ erleben. Eine mystische Stimmung liegt über dem Tal, während wir schweigend immer weiter den steilen Weg aufsteigen. Aus der vollkommenen Stille taucht ab und an das leise Getrappel der Pferde auf, die die „Lauffaulen“ hoch bringen, sonst huschen nur ein paar Stirnlampen durch die Dunkelheit. Eine bekannte Stimme dringt an mein Ohr. Svenja und Etta, zwei nette Mädels aus Köln, mit denen ich schon in Yogy einen Ausflug gemacht habe, sind auch hier. Die Welt ist manchmal erfreulich klein.
2 Stunden gibt der Lonely Planet für den Weg an, die Einheimischen sagen 1 ½ Stunden. Lucas gibt ein straffes Tempo vor und nach 45 Minuten stehen wir schweißgebadet am Aussichtspunkt. Doch für die Mühen und das zeitige Aufstehen werden wir reichlich belohnt. Eine Ansammlung von Vulkankegeln auf engstem Raum breitet sich vor uns aus. Der 3.676 m hohe „Gunung Semeru“ stößt zur morgendlichen Begrüßung eine dicke Rauchwolke aus, während die Sonne alles in ein wundersames Licht taucht. Im Sekundentakt klicken die Fotoapparate der vielen Schaulustigen.
In einer langen Wanderung erkunden wir das weite Gebiet um den „Bromo“, erklimmen den 2.440 m hohen „Batok“, schauen in den Krater des „Bromo“ und „waten“ durch den Sandsee, bevor ich mich mit lahmen Füßen wieder auf den Weg ins Tal mache.
Der Bus ist jetzt mit Arbeitern gut gefüllt, nimmt immer mehr Mitfahrer auf und irgendwann werde ich als einzige Frau in einen Bus voller zahnloser Marktfrauen umsortiert – Ordnung muss sein, im muslimischen Indonesien. Hier herrscht fröhliches Lachen und Geschnatter. Die Frauen zählen die an ihrem Busen verborgenen Tageseinnahmen, reichen Händeweise Reis herum, begutachten Körnung und Reinheit und beschenken sich gegenseitig mit kleinen Erdnusssträusschen. Zum Ende der Fahrt wird´s immer leiser. Alle sind müde. Wir sind ungefähr zur gleichen Zeit aufgestanden. Die Frauen für einen harten Arbeitstag; ich, der Tourist, um die Sonne über ihrem heiligen Berg aufgehen zu sehen …

Wer sich auf Indonesien einlässt, wird in jedem Fall belohnt. Es ist ein freundliches Reiseland mit hilfsbereiten, offenen Menschen, einer vielfältigen, sehr vegetarischen Küche, unproblematischen Übernachtungsmöglichkeiten, einer großartigen Landschaft und für ein kleines Portmonee wie gemacht.

Mir ist dieses „einlassen“ leider nicht immer gelungen. Zu oft fühlte ich mich in der Rolle des distanzierten Beobachters. Vielleicht lag´s an den hysterischen Massenaufläufen, die wir am Anfang so oft verursacht haben und die zum Rückzug animierten, an den tausenden „Hello Mister“, an dem anspruchsvollen Streckenprofil und dem zeitweisen Dauerregen, die mich an die physischen und psychischen Grenzen gebracht haben; vielleicht war ich auch einfach zu sehr mit mir beschäftigt …

Erholung für Kopf und Beine tut also Not. Auf Bali legen wir noch für ein paar Tage die Füße hoch, schauen den Wellenreitern zu, packen in Denpasar unsere Räder in die Kartons und auf geht´s nach Südamerika. Die Gedanken an den 35-Stunden-Flug nach Buenos Aires verdrängen wir tapfer - ich träume von einem riesigem T-bone-Steak und argentinischem Rotwein. Sitzen können wir ja inzwischen, aber so lang bewegungslos verharren, das wird wohl die wahre Herausforderung werden.


Die Bilder Indonesien Teil 4 sind online.



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Kommentare

Mona + Lutz, 01-03-12 19:54:
Ein schöner Bericht :-) Es ist schön, dass du uns an deinen Spannenden Ausflügen teilhaben lässt. Die Fotos sind traumhaft, vor allem die Vulkanfotos. Erholt euch gut in Bali und dann kommt gut über den Teich.
Grüße aus dem inzwischen gar nicht mehr so kalten Berlin.
Anne, 29-02-12 12:06:
... sitzt gerade bei frühlingshaftem Sonnenschein und schlafendem Jakob mit Laptop auf der Terrasse, genießt die Aussicht und kann es gar nicht erwarten, dass endlich Frühling wird! Auch kann ich nicht erwarten, das Jakob endlich stabil auf dem Bäuchle liegen kann und dann irgendwann krabbelt - dann ist er nämlich hoffentlich etwas zufriedener mit sich und der Welt... soviel erstmal von uns hier. ;o)
Wir wünschen EUCH ein paar wirklich entspannende Tage ohne "Hello Mister" auf Bali und dann einen guten Flug rüber übern Teich... und freuen uns natürlich auf neue spannende Abenteuer!
Lutz (W.), 29-02-12 09:31:
Moin Bettina und viele liebe Grüße aus Hamburg,

es ist immer wieder faszinierend Deine Berichte zu lesen. Lasst es Euch gut gehen und genieße die ferne weite Welt - wir sind weiterhin sehr gespannt auf diese tollen Berichte und noch tolleren Bilder

Liebe Grüße aus dem "alltäglichen Einerlei" hier in Hamburg

Lea, Sandra und Lutz
Jochen, 28-02-12 21:05:
wieder hat mein Kommentar nicht funktioniert , jetzt noch einmal . Deine Info vom 28.2. ist wieder fantastisch , Wir bewundern dich wie du solche Extatouren und Höhepunkte ausfindig machst und trotz Anstrengungen auch schaffst
Morgen schreibe ich dir ausführlicher von uns eine email Jochen
Jochen, 28-02-12 20:58:
Info 28.2. ist wieder fantastisch , wunderbar dass du solche wenn auch anstrenende Extatouren ausfindig machst und auch schaffst . das Salz in der Suppe sind ausser den Naturschauspielen die Begegnungen mit alten und neuen Bekannten . Morgen schreibe ich dir ausführliccher auch von uns eine email gruss Jochen
Janina, 28-02-12 18:25:
ERSTER :-)

Liebe Bettina, mal wieder ein super-toller Bericht, der (auch wenn alles anstrengend klingt) massiv "Neid" hervorruft. Ja, ich beneide Dich um die ganzen Eindrücke, um die Menschen, die Du kennenlernst, um die Reise selbst und Deinen Mut, so weiterzumachen, wie Du es tust. Ich Drücke Dir/Euch für den letzten Rest Asien die Daumen und bin sicher dass der Flug mit gaaaanz viel schlafen und viel Vorfreude auch ganz schnell vorbei sein wird. Liebe Grüße aus dem November-grauen BLN, Janina

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