ca. 500 km südwestlich von Xining/Qinghai, Anfahrt zum Bayankalapass in 4.600 m Höhe
Es ist noch fast dunkel, 3 Grad und wir liegen warm eingekuschelt in unserem gemütlichen Zelt. Das Wetter verlockt nicht zum Aufstehen. Heute ist Berlin-Marathon! Seit Tagen zählt Alex mir minütlich auf, was gerade passiert: "Jetzt öffnet das Inline-Village, jetzt strömen alle zur Messe, jetzt ist das Technical Meeting, jetzt wird der Start- und Zielbereich aufgebaut ...! Oh, die arme Jule, die Kollegen!" Alex ist aufgeregt und fiebert mit, hat Gänsehaut bei der Vorstellung, wenn die ersten Töne von "Hells bells" erklingen ... Ich spöttel ein wenig herum, das er nach einem halben Jahr immer noch nicht loslassen kann ...
Irgendwie schaffen wir es doch aus dem Zelt. Es nieselt und ist kalt. Die Bergspitzen sind weiss überzuckert. Im eiskalten Fluss filtern wir Wasser, ein Jakhirte kommt vorbei und schaut was wir so tun.
Endlich auf der Strasse zurück, rollen die Räder. Ein herrliches, befreiendes Gefühl. Wir geniessen das Hochland, die Einsamkeit und freuen uns auf wärmere Tage Richtung Süden. Vorgestern haben wir nach langem Hin und Her unsere Flüge nach Südamerika gebucht.
Es sind noch 25 km und rd. 200 hm bis zum Bayankala-Pass, dem vsl. höchsten unserer Reise mit ca. 4.827 hm. Mit dem Start des Berlin-Marathons werden wir es wohl nicht zeitgleich hinbekommen, wir hoffen, dass wir den Pass eher überqueren.
Seit Tagen fahren wir parallel zu einer Grossbaustelle, ziemlich nervig, da viele Baustellenfahrzeuge unterwegs sind. Es sind noch 80 km auf dieser Strasse, dann können wir wieder in eine ruhige Nebenstrasse abbiegen. Einsam ist es trotzdem. Vereinzelte Nomaden mit ihren Tieren, sonst ist da nicht viel. In den letzten Tagen konnten wir Wölfe, Antilopen, Adler und Geier aus nächster Nähe beobachten.
Nach 11,88 km an diesem Tag, 09.50 Uhr Ortszeit, verliert ein entgegenkommendes Baufahrzeug die Kontrolle. Alex kann nicht mehr ausweichen.
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ich bin sehr ergriffen von Eurem Schicksal und möchte Dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen. Du kennst mich nicht und Alex habe ich als Organisator des Berlin-Marathons und als Skater bei verschiedenen Wettkämpfen auch nicht sehr persönlich kennengelernt, dies jedoch regelmäßig über viele Jahre. Ich werde Ihn als einen sehr sympathischen und offenen Menschen in Erinnerung halten. Ich wünsche Dir für die kommende Zeit viel Kraft und hoffe, dass Du neben Deiner Familie auch viele liebe Freunde hast, die Dir nun zur Seite stehen.
Hajü
Du kennst mich nicht, bin nur eine stille Mitleserin des Blogs, die fasziniert Eure Reise verfolgt hat.
Ich weiß eigentlich auch nicht, was ich schreiben kann, um Dich etwas zu trösten - Worte können das wahrscheinlich auch nicht - das kann wohl nur die Zeit. Ein paar Worte wollte ich dennoch hier hinterlassen. Ich wünsche Dir vor allem, dass Du im Moment jemanden hast, mit dem Du reden kannst und Menschen, die Dich jetzt auffangen und Dir helfen...
Mein Beildeid
Cora
Mir fehlen die Worte für das Geschehene. In tiefer Trauer
Katrin, Felix und Sven
Wir sind die Eltern von Norma und Timo aus Hannover.
Nach den vielen schönen Berichten, dieser Sock. Es ist unfaßbar! Wir sind unendlich traurig und wünschen Dir liebe Bettina, wenn Du rück bist, liebe Menschen die Dir unaufdringlich beistehen und hoffen für Dich, daß Du aus dem tiefen Tal der Trauer wieder herauskommen wirst.
In herzlicher Verbundenheit und Anteilnahme,
Uwe und Sigrid Hayen
Herzliches Beileid
Sandra und Tobi
Machen werde ich es wohl nie.
DANKE das ich bei Euch mitreisen durfte.
Alles Gute - Steffen aus Dessau
Bei allem, was wir taten, war Alex stets das Zugpferd, was er sich vornahm, zog er konsequent, geradezu verbissen durch, es lag immer Spannung in der Luft. Das zog uns alle immer mit und an diese Stunden wird man deshalb auch immer denken! So hat es mich nicht im geringsten gewundert, als ich Anfang des Jahres erfuhr, dass Alex aufgebrochen ist, um mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden - typisch Alex dachte ich nur. Und was für eine Frau, die er so begeistern konnte, seinen Weg mitzugehen! Wie viele Menschen scheitern schon kurz nach der Idee, etwas außergewöhnliches zu riskieren. Gut gemeint ist nun mal das Gegenteil von gut gemacht. Und das hat Alex vorgelebt, mit einem klaren Ziel vor Augen. Diese Reise um die Welt muss für ihn die allergrößte Erfüllung gewesen sein, begeistert bis zum Schluß, jeden Tag die Grenzen spüren und ich bin mir sicher, dass er jeden dieser Momente für immer mit nimmt und in Ruhe gehen kann. Er braucht sich nicht vorwerfen zu lassen, irgend etwas verpasst zu haben. Er hat konsequent das Leben "genutzt" und dabei sogar nahezu die ganze Welt mit eigenen Augen gesehen.
Liebe Bettina, wir wünschen dir viel Kraft und hoffen, dass es dir etwas Trost bringt, wenn ich dir versichere, dass viele sich an Alexander erinnern werden und bestimmt jeder etwas interessantes über ihn zu berichten weiß.
Liebe Grüße von Familie Beisel aus Bramsche.
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