Cochabamba - Die Superlative sind vorbei und wir rollen durch eine ganz normale Landschaft. Längst haben wir die großen Höhen verlassen, finden uns tief unten auf 1.500 m wieder. Es ist grün geworden und warm, sehr warm. In den Baumwipfeln kreischen die Papageien und nähert man sich ihnen zu sehr, steigen sie als grüne Wolke mit ohrenbetäubendem Lärm auf. Seit langer Zeit können wir wieder im T-Shirt vorm Zelt sitzen und stellen einmal mehr fest, dass Kälte wohl der wahre Gemütskiller ist. Sie ist einfach zermürbend und kräftezehrend, viel mehr als zu viel Wärme.
Unser Ausflug auf dem Asphalt war recht kurz aber doch lang genug, um das Ende 80 km hinter Sucre wehmütig zur Kenntnis zu nehmen. Von da an führt uns eine Piste entlang eines Flusstales, nicht sonderlich anspruchsvoll aber doch so, dass der Tag nach 50 km permanent Flussaufwärts beendet ist und wir froh sind, in Aiquile, einem überraschend munterem Ort, eine nette Bleibe zu finden
Nach Aiquile wandelt sich die Piste in eine Kopfsteinpflasterstraße in der Bauweise der alten Inkas aus Flusskieseln. Wir werden gehörig durchgeschüttelt und weil die Passage knapp 80 km lang ist und wir beide unsere lädierten Rücken spüren, springen wir für ein paar Kilometer auf einen offenen Lkw mit Zemetsäcken. Jetzt zuckeln wir mit 14 km/h durch die Landschaft und haben einen herrlichen und äußerst ungewohnten Ausblick. Diesmal geht der Umstieg in Ordnung.
Zurück auf der Panamericana hügeln wir weiter durch eine liebliche Landschaft mit vielen winzig kleinen Feldern und begleitet vom Duft der alten knochigen Ölbäume nach Cochabamba.
Cochabamba, eine Stadt mit 650.000 Einwohnern, ist Knotenpunkt und ein einziger riesiger Marktplatz. Wir haben einige Mühe in die Stadt vorzudringen, eine Großdemo tut ihr übriges. Alle Straßen sind mit aufgeregten Menschen verstopft. Sie kämpfen im Rahmen des Sozialgipfels für Nahrungsmittelsicherheit, für das Coca-Kauen und mehr Menschenrechte.
Hoch über der Stadt thront mit weit ausgebreiteten Armen die riesige Christusstatue, das Wahrzeichen von Cochabamba. Sie ist die größte weltweit und 44 cm höher als die von Rio de Janeiro. Der besondere Clou: Im Innern führt eine Treppe hoch und immer sonntags kann man durch die Augen Christus auf die Stadt herabblicken. Eine ziemlich raffinierte Idee, die mir jedoch mehr als zu weit geht und obwohl ich sonst jeden Ausblick suche, verzichte ich.
In Cochabamba gibt´s eine Zwangspause. Wir legen uns ins Bett, glotzen an die Decke und flössen uns kleine Schlucke Cola und Tee ein. Irgendwo im Straßengraben haben wir uns ordentlich den Magen verrenkt. Als es besser geht, muss ich „sofort“ zum Friseur. Ich brauch Belohnung für die Strapazen der letzten Zeit.
Es ist nicht einfach, dem Figaro mein Anliegen zu erklären. Nein, ich möchte keine Zöpfe wie die bolivianischen Frauen. Ich möchte einfach die Haare geschnitten bekommen, etwas Zuwendung und mir ein paar Streicheleinheiten erkaufen. Nach einer Stunde verlasse ich den Salon zufrieden und mit neuem Kopp.
Es ist schon wieder Feiertag,diesmal der "Tag des Herrn". Eine feierliche Prozession zieht am Morgen durch die Stadt, stoppt an jeder Kirche. Es wird gesungen, gebetet und viel Weihrauch geschwenkt, auf den Straßen sind Bilder aus Blumen gelegt, die meisten Geschäfte haben geschlossen und endlich kann ich auch mal einen Blick in die vielen Kirchen werfen, die sonst immer verschlossen sind. Am Nachmittag tummelt sich die halbe Stadt in den vielen Parkanlagen. Auch ich sitze eingeklemmt zwischen ein paar alten Herren mit Hut und blankgeputzten Schuhen und schaue dem bunten Treiben zu. Hier ist äußerst wohltuender Müßiggang angesagt.
Weiter rollen wir Richtung La Paz, eine Kletterstrecke durch die Berge und langsam nähern wir uns auch dem Ende von Bolivien. Schade, denn es ist ein mehr als sympathisches Land.
Die Bilder Bolivien Teil 3 sind online.
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tolle seite hast du\ihr,und liest sich echt gut.
es war so ein netter abend mit euch in empazana...
haben noch viel an euch gedacht,wo ihr wohl jetzt seid usw.
ich glaub,das war fronleichnam in cochabamba..
ja und die frisur ist ja wohl der knaller,fein biste!!!!
seid ganz herzlich gegruesst,auch vom klaus,
sabine
Viel Spass weiterhin !
LG Mona und Lutz
Ola
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