Nach dem wir uns an einer endlosen Schlange LKWs vorbei bewegt hatten, standen wir endlich, aufgeregt wie lange nicht, an der Türkisch/Iranischen Grenze. In überdimensionierter Größe schauten die Iranischen Religionsführer von riesigen Plakatwänden mit strengem Blick auf uns herab. Nach ca. einer Stunde Schlange stehen, endlosen Diskussionen mit nervigen Geldwechslern und diversen Fragen, krachte der Stempel in unseren Pass und es folgte ein schneidiges „go!“. Eine Gepäckkontrolle viel aus, weil wir weder der Rubrik mit, bzw. ohne Auto zuzuordnen waren. Als kein Vorgesetzter zu sehen war, gaben die Kontrolleure uns einen dezenten Wink, dass wir fahren sollten und der Zauber war überraschend unkompliziert vorbei.
Nur Bargeld zählt, Kredit- bzw. Bankkarten oder Reisechecks funktionieren nicht. Wir haben für 6 Wochen (Iran und Turkmenistan) genug dabei und bekamen im ersten Hotel für 300 Euro einen großen Stapel Scheine im Wert von über 5 Mio. Rial!
Neues Land neues Glück; dies gilt besonders für den Schritt in den Iran. Das „Leben auf der Straße“ erfordert schnell ein Mindestmaß an Wissen über Geld, Sprache, Schrift, Ernährung, Übernachtungsmöglichkeiten, Straßenverkehr, Mentalitäten/Umgangsformen und weitere gesellschaftliche Regeln wie bspw. Religion, oder die Rolle der Frau. Von unseren bisherigen Erfahrungen war nichts anwendbar, wie Kleinkinder taumeln wir seit drei Tagen durch die Gegend, auf der Suche nach Lösungen und Erfahrungen.
Gott sei Dank gibt es noch die Iraner selber. Die schon sehr hilfsbereiten und freundlichen Menschen in der Türkei scheinen nur ein „warm up“ gewesen zu sein. Was uns hier an drei Tagen an Freundlichkeit, Neugierde und Hilfsbereitschaft in allen Formen entgegen kam, haben wir so noch nie irgendwo erlebt. Wie schon von anderen Reiseradlern beschrieben, ist es überwältigend und hilft bei der Eingewöhnung. Gestern wurden wir auf der Straße von einem Lehrer angehalten und gefragt (er sprach englisch, wie überraschend viele), ob wir nicht mit in die Schule kommen könnten. Die Kinder brauchen interessante Gesprächspartner um ihre englischen Vokabeln erproben zu können. Er lädt uns ein mehrere Tage zu bleiben. Wir sind am zweiten Tag in Iran noch nicht so spontan und wollen erst mal weiter.
Der Kauf von Brot führt zu einer größeren Menschenansammlung. Wir sehen an den kleinen Straßenläden nur wagenradgroße Tüten mit jeweils ca. 50 hauchdünnen trockenen Scheiben hängen. Etwas unentschlossen kaufen wir eine Tüte, ist es doch eigentlich viel zu viel und kaum zu transportieren. Kurz danach entdecken wir, dass der Verkäufer selbst an einem Fladenbrot knabbert, welches er uns sogleich geben will. Wir werden zu einer versteckten Fladenbrotbäckerei geführt und kommen nach Umwegen doch noch zum Ziel.
Alles andere ist zurzeit ein Kampf gegen unerträgliche Hitze und Suche nach Schatten, das zwischen 12 und 16 Uhr das Radfahren beinah unmöglich macht. Die Landschaft ist total ausgetrocknet und wüstenhaft. Wir sind aktuell in Tabriz, der drittgrößten Stadt in Iran und verdrängen die Hitzewochen die noch anstehen. Ab morgen geht’s Richtung Kaspisches Meer (Ardabil, Astara) an dessen milderer und grünerer Küste wir uns in Richtung Teheran vorarbeiten wollen.
Den ganzen Tag gibt es viel zu bestaunen. Irgendwie scheint der Iran aus der Zeit gefallen zu sein. Ob Autos, Geschäfte oder Restaurants, vieles hat einen nostalgischen Charme, der im Gegensatz zu den modern und technikverliebt erscheinenden Menschen steht.
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Ein weiterhin reibungsloses Reisen mit vielen netten und hilfsbereiten Menschen am Straßenrand!
Wünsche Euch weiterhin eine gute Reise.
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