Der Grenzübergang war schon symbolisch. Auf schmaler und schlechter Straße quälten wir uns mühsam die letzten Kilometer vom bulgarischen Malko Tarnovo zur 700 Meter hoch gelegenen Grenzstation vor. Nachdem wir 4 Mal unseren Reisepass vorlegen mussten, ging es auf türkischer Seite auf einem riesigen vierspurigen Highway ohne Autos wieder den Berg hinunter. Eine EU Außengrenze hätten wir uns anders vorgestellt.
Wir fühlten uns wie in eine andere Welt versetzt. Die Straßen wurden zwar wieder schlechter, aber die sommerliche Wärme (Istanbul bis 29 Grad), der intensive Kontakt mit den Menschen, die lauten Städte und das pausenlose Hupen und Grüßen ließ uns doch staunen. Etliche Einladungen zu Tee und Essen folgten. Allein sein war nur noch außerhalb von Ortschaften möglich, ansonsten wurde man direkt angesprochen oder von Kindern belagert.
Die knapp 300 km bis Istanbul waren mühsam. Wie schon in Bulgarien reihten sich Abfahrten und Steigungen in direkter und endloser Folge aneinander. Wir waren uns mit anderen Fernradlern die wir trafen einig, mehr Quälerei geht kaum (fast alle europäischen Fahrradfahrer in Richtung Asien fahren die Strecke über Istanbul).
Am Stadtrand der 13 Millionen-Metropole überraschten uns gigantische „Picknick-Orgien“. Schon morgens um 9 Uhr (Sonntag) waren tausende feiernd und futternd unterwegs, nicht selten auch als Wahlkampfveranstaltungen getarnt. Am 12. Juni sind Wahlen in der Türkei. Der amtierende Islamisch-konservative Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (AKP) und die sich gegen die angeblich schleichende Islamisierung wehrende sozialdemokratische Traditionspartei von Kemal Kilicdaroglu (CHP, Partei des türkischen Gründervaters Kemal Atatürk) kämpfen mit großem Werbeaufwand gegeneinander.
Istanbul haben sicherlich viele schon selbst erlebt. Es ist mit europäischen Städten kaum vergleichbar. Das Leben findet auf der Straße statt und erinnert an asiatische Metropolen. Wir sind begeistert und drei Tage lang kreuz und quer in der Stadt unterwegs. Gleich am Anfang haben wir auch unseren Chemnitzer Freund Stefan wiedergetroffen. Die Verabredung „Sonntag, 18 Uhr an der europäischen Seite der Galatabrücke“ reichte aus. Er wartet immer noch auf sein Iran-Visum.
Gemeinsam ging es dann auch zum „Süper-Lig“ Spiel Besiktas Istanbul - Eskisehir (3:1). Das Inönu-Stadion ist zwar nicht mit den modernen Deutschen Fußball-Arenen vergleichbar, aber die 30.000 überwiegend männlichen und jungen Fans beeindruckten uns mit 90 minütigen Fan-Gesängen ohne Unterbrechung.
Wie rein in die Stadt geht es morgen auch wieder raus, mit der Fähre über den Bosporus. Wir ändern ein wenig unsere Pläne und fahren nicht entlang des Schwarzen Meeres sondern mitten durchs Land. Die Gegend scheint uns spannender und fahrradtauglicher zu sein!
Zu guter Letzt noch ein Dank für die vielen herzlichen Geburtstagsgrüße via Mail und über die Internetseite (Kommentare), ich habe mich riesig gefreut. Sicherlich kann ich mir einen Geburtstag auch anders vorstellen, ein abendliches Bier vor dem Zelt musste nach 120 hügeligen Kilometern an diesem Tag reichen.
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Habe gerade ich den Nachrichten gelesen dass es bei euch ein Erdbeben gab. Hoffe alles ist ok!
Gruss
Saskia
das muss man ja mal festhalten, dass Ihr es augenscheinlich nicht nur in die Beine, sondern auch im Kopf (tolle Texte) und am Oohje (sehr geile Bilder) habt. Weiter so und schönste Grüße.
Jetzt jeißt es also erstmal ganz viel Simit essen und Tee trinken!
Viele Grüße aus Klein-Istanbul!
btw Happy Birthday nachträglich liebe Bettina! :)
viele gruesse aus dem norden von sandra, lea und mir
Hat man ja schon oft gehört, dass in der Türkei alles anders ist als es die türkischen Mitbürger in Deutschland demonstrieren... schön, dass ihr das nun life erleben düft! Viel Spaß im Inland wünscht ich und freue mich auf den nächsten Blog!
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