Land: Türkei

Beim Zelten sind es quakende Frösche, singende Vögel und ab und an mal ein bellender Hund; auf dem Rad begleiten uns die üblichen Verkehrsgeräusche. Ungefähr fünfmal am Tag ruft der Muezzin die Muslime zum Gebet, ein inzwischen vertrauter Sprechgesang. Es ist schon ein interessanter Geräusche-Mix, mit dem wir auf unserer Tour aktuell konfrontiert werden. Rund 98% der Türken sind Muslime, in jedem noch so kleinen Ort stehen eine oder mehrere Moscheen mit den weithin sichtbaren Minaretten. Der Ruf des Muezzin hallt uns zwischen den Tälern entgegen, lockert unseren Radel-Trott auf und hat in seiner Regelmäßigkeit etwas Beruhigendes.

Nach 457 km haben wir über teilweise kleinste Straßen die Strecke von Istanbul bis in die Türkische Hauptstadt Ankara bewältigt. Das Radeln ist weiterhin anspruchsvoll, da der Bau von Serpentinen oft vermieden wird und die Straßen ziemlich steil und direkt über den Berg führen. Die Einfahrt in die 4 Mio. Metropole Ankara war bisher das stressigste Verkehrserlebnis. Riesige und nicht enden wollende dicht befahrene Highways strapazierten unsere Nerven. Die Stadt ist ansonsten nicht weiter erwähnenswert; wir mussten hindurch, um uns große Umwege zu ersparen.

Landschaftlich reihte sich in den letzten Tagen ein Highlight an das andere. In manchen Täler wuchert alles in großer Schwüle grün vor sich hin (erinnert fast an unsere Tour durch den laotischen Dschungel 2005), dann wiederum gibt es  große Trockenheit, steppenartige Weiten und wilde monumentale Felsformationen (so sah es 2009 in Wyoming/USA aus). Die Türkei bietet ohne Frage mehr als das Kottbusser Tor, Istanbul oder Antalya.

Natürlich geht nichts ohne den allgegenwertigen kleinen Cay (Tee). Unser Rekord liegt aktuell bei 4 Cay-Einladungen am Tag. Ob nun der örtliche Barbesitzer, eine theologische Schule, eine Tankstelle oder ein lokales Parteibüro der AKP, alle freuen sich über die verrückten Deutschen. Leider enden die Gespräche schnell in Schweige-Runden, da auf dem Lande mit Englisch nichts geht.

Gestern trafen wir dann noch unsere Radel-Kollegen Johanna und Andreas aus Hamburg (www.cycle-the-world.de), die ihre Weltreise mit fast gleicher Route gewählt haben. Beobachteten wir bisher nur gegenseitig unsere Webseiten, so liefen unsere Wege nun direkt in einem Hotel in Ankara zusammen. Ein feuchtfröhlicher Abend folgte und das gemeinsame Staunen über Autocorsos mit völlig ausflippenden Fans, nachdem Fenerbahce Istanbul am letzten Spieltag zum 18 Mal Türkischer Fußballmeister wurde.